Solarstrom: 600 Euro weniger Geld für Hauseigentümer?
Inhaltsverzeichnis
- Solarstrom mitten im Aufschwung: Nicht nur eine Erfolgsmeldung
- Photovoltaik-Erweiterung durch Solarförderung angetrieben – nun wird Förderung extra teuer
- Durch das AUS für Solarförderung kriegen Hausbesitzer 600 Euro weniger
- Bei Negativ-Strompreisen entfällt die Förderung: Jährlicher Verlust 38 Euro
- Einleitung aus Batteriespeicher unwahrscheinlich – ein Schalter für die Energiewende?
Aktuell erlebt die Solarenergie in Deutschland einen enormen Boom. Die Erweiterung setzt sich andauernd fort, dabei wird Photovoltaik bis heute öffentlich gefördert. Das strapaziert die Staatsfinanzen. Aus diesem Grund will der Finanzminister Verbesserungen auf den Weg bringen.
Binnen 1 Stunde wurden am 22.08.2024 in Deutschland 40.468 MWh Strom aus Photovoltaik produziert.
Im Gegensatz dazu: Die Gaskraftwerke erzeugen im Mittel je Stunde ca. 3.000 MWh, aus Braunkohle werden jede Stunde 6.000 bis 7.000 MWh ins Netz eingeleitet.
Während dieser einzigen Stunde (tagsüber) war Solarenergie demnach die bedeutendste Energiequelle und wickelte 57 Prozent des Strombedarfs ab.
Solarstrom mitten im Aufschwung: Nicht nur eine Erfolgsmeldung
Doch das war gar kein Einzelfall. Der Stellenwert von Solarenergie steigert sich immer mehr. Die Zeitungen der Funke-Mediengruppe vermeldeten diese Woche, dass im kompletten Juli 10,1 Terrawattstunden (TWh) Solarstrom produziert wurden. Das war ein neuer Höchstwert.
Doch die Ausweitung durch Solarenergie ist nicht allein eine Erfolgsmeldung. Jedenfalls aus wirtschaftlicher Betrachtung steuert Deutschland augenblicklich mutwillig auf eine Katastrophe zu.
Auslöser ist die Solarförderung, also die Einleitungsprämie, die Eigentümer von Photovoltaikanlagen gegenwärtig erhalten. Inhaber einer persönlichen Solaranlage auf dem heimischen Dach bekommen je eingeleitete kWh Solarstrom dann 8,03 Cent.
Das ist komplett unbeeinflusst von der momentanen Marktentwicklungen. Diese Einleitungsentschädigung beinhaltet ebenfalls eine zugesicherte Geltungsdauer: Inhaber bekommen 20 Jahre lang diese Prämie.
Photovoltaik-Erweiterung durch Solarförderung angetrieben – nun wird Förderung extra teuer
Bis zum heutigen Tage war das in der Tat eine clevere Initiative, um die Solarerweiterung anzuregen. Jeder, der eine Photovoltaikanlage installiert, sollte nicht allein von dem Gedanken der Eigenständigkeit beseelt sein, sondern gleichzeitig die Chance auf ein zusätzliches Einkommen erhalten.
Augenscheinlich hat das wirklich tadellos funktioniert. Solaenergie erlebt einen so gewaltigen Aufschwung, dass immer wieder an Tagen mit viel Sonnenschein ein Strom–Überhang auf dem Markt zu verzeichnen ist.
Das führt zu Verringerungen der Preise. Weil das Angebot dann stundenweise höher ist, als der tatsächliche Bedarf, ergeben sich zwangsläufig Negativ–Strompreise.
Betreiber der PV-Anlagen erhalten gleichwohl ihre 8,03 Cent je kWh, auch wenn der Strom mittlerweile keinen Wert mehr hat. 2024 strapaziert das den Bundeshaushalt zum erste Mal in gewaltigem Umfang: Der Staat wird nach neuesten Kalkulationen der Netzinhaber dieses Jahr 20 Milliarden Euro dafür aufwenden müssen.
Gegenüber IPPEN.MEDIA kalkulierte Christof Bauer (Energieökonom) für IPPEN.MEDIA, dass diese Belastungen nach und nach bis 2029 um nahezu 5 Milliarden Euro ansteigen werden, wenn nicht schnellstmöglich Änderungen bei der Förderung in Gang gesetzt werden.
Da liegt es in der Natur der Sache, dass nun auch der Finanzminister hellhörig wird. Unter den heutigen Bedingungen kaum ausreichender Haushaltsmittel kann der Bund übrigens keine 20 Milliarden Euro aufwenden, besonders nicht für Dinge, welche diese Unterstützung mutmaßlich gar nicht mehr benötigen.
Christian Lindner aüßerte sich gegenüber der Funke-Mediengruppe so: „Die Kleinanlagen auf dem Hausdach habe ich von der Mehrwertsteuer freigestellt. Das muss als Unterstützung ausreichen. Als direkt umsetzbare Maßnahme wird die Ampelregierung zusätzlich jegliche Unterstützung bei Negativ–Strompreisen einstellen.“
Durch das AUS für Solarförderung kriegen Hausbesitzer 600 Euro weniger
Das AUS bei der Solarförderung soll auf keinen Fall die Haushaltskasse des Bundes noch weiter belasten. Eine Streichung würde zu diesem Zeitpunkt lediglich neu erichtete Anlagen betreffen, weil die Vergütung für vorhandene Anlagen auf die Dauer von 20 Jahr zugesichert ist.
Der CEO des Ökostromversorgers 1Komma5°, Philipp Schröder, hat kalkuliert, dass Hauseigentümer mit dem vollständigen Ende der Solarförderung auf bis 600 Euro im Jahr verzichten müssten. Bei seinen Berechnungen legt er eine Einleitung von 7.000 bis 7.500 kWh pro Jahr zugrunde.
Wer obendrein einen Batteriespeicher betreibt, kann nach seiner Kalkulation durch die Aufhebung der Einleitungsvergütung mit einem Minus von 330 Euro rechnen.
So ganz trifft die Schröder-Berechnung den Nagel nicht auf den Kopf, weil sie die Lage extrem versimpelt. Der CEO nimmt hier an, dass die Solarförderung komplett ausgesetzt wird, soll heißen: Wer einleitet, bekommt für seinen Strom überhaupt nichts mehr.
Das widerspricht dagegen dem, was Lindner bislang wenigstens angemeldet hat. Der Finanzminister möchte nur die Vergütung in den Zeisabschnitten von Negativ–Strompreisen einstellen.
Bei Negativ-Strompreisen entfällt die Förderung: Jährlicher Verlust 38 Euro
Zusammen waren im ganzen Jahr 2023 sogar 301 Stunden lang Negativ–Strompreise zu verzeichnen, belegen die Angaben der Bundesnetzagentur.
Bei Zugrundelegung von 8,03 Cent je kWh Einleitungsvergütung und einer Einleitung von nahezu 1,56 Kilowatt in der Stunde aus einer Photovoltaik-Anlage (Mittelwert, abhängig von der Sonneneinstrahlung) würde der mittlere Haushalt auf beinahe 38 Euro jährlich (bei 301 Stunden Negativ-Preisen) an Vergütung verzichten.
Zumal sich Negativ–Strompreise aber nicht mit Bestimmheit prognostizieren lassen, soll die vorliegende Kalkulation lediglich als weitläufige Lichtlinie ausgelegt werden.
Dagegen würde es sich andersartig darstellen, wenn die Regierung ein Marktsystem ins Leben ruft, soll heißen: Wer Solarstrom einleitet, erhält eine Vergütung ausgerichtet am derzeitigen Marktpreis.
Das würde außerdem die Motivation verstärken, in Zeitphasen der Negativ-Strompreise die Einleitung zu stoppen, zumal man in dieser Zeitspanne auch kein Geld verdiene. Dagegen täten sich die Chancen auf einen Mehrverdienst auf, wenn man zum Tagesende oder in der Frühe einleitet.
Einleitung aus Batteriespeicher unwahrscheinlich – ein Schalter für die Energiewende?
Im Gegenstück hierzu wäre es unter Umständen wahrlich clever, die Bestimmungen zur Einleitung aus Batteriespeichern zu erleichtern.
Wie Sarah Müller, Geschäftsleiterin der Solarfirma Zolar, gegenüber dieser Redaktion ausführte, ist das gegenwärtig bekanntlich unwahrscheinlich. „Entweder wird eingeleitet oder gespeichert“, betont sie.
Der Energieökonom Christof Bauer würde noch härtere Konsequenzen zur Diskussion stellen: Etwa Strafzahlungen für Einleiter in Zeitabschnitten von Negativ-Strompreisen.
„Wir brauchen eine Geldbuße fürs Einleiten“, informiert er die IPPEN.MEDIA. Das könnte bei den Leuten freilich Abscheu hervorrufen, weil man sich innerhalb des Umfelds Erneuerbare-Energien mit Auswirkungen der Abschreckung schwer tut.
Vergleichbar mit der Diskusson über das Heizungsgestez in 2023, die eine tiefgreifende Verwirrung auf den Plan rief und den Heizungssektor nahezu außer Betrieb setzte, macht man sich bei Solarfirmen über eine deratige Verwirrung extreme Sorgen.
„Um das angepeilte Ziel von 30 Gigawatt ereichen zu können, müsste sich die Anzahl der Solaranlagen bis 2030 sogar verzweifachen„.
„Zu diesem Zeitpunkt eine Diskussion über Geldbußen für die Erzeugung von Solarstrom vom Zaun zu brechen, würde das nach meiner Auffassung nur Gefahren nach sich ziehen.“, erkärte Müller.
(Mit Angaben www.merkur.de/24.08.2024)
Solarstrom / Mini-Solaranlagen werden für Mieter immer interessanter.