Beiträge der Krankenkassen explodieren: Wo bleibt der Proteststurm?
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Auf Krankenversicherte kommen dratische Beitragssteigerungen zu: Die Techniker Krankenkasse (TK) vermutet, dass sich die Beitragssätze bis zum Ende 2029 auf bis zu 20 Prozent erhöhen werden.
Die Hilferufe der Krankenkassen werden immer lauter. Wenn am Gesundheitssystem nicht schleunigst entscheidende Neuerungen durchgeführt werden, explodieren die Versicherten-Beiträge in den folgenden Jahren.
Nach Beurteilung der TK steht der gesetzlichen Krankenversicherung eine Steigerung der Beitragssätze auf bis zu 20 Prozent bis Ende 2029 bevor.
Chef der Krankenkassen rügt Beitragssteigerungen: Wo bleibt die Empörung?
Dazu äußert sich Jens Baas (Chef-TK) in einer Aussprache mit der Welt-Zeitung: „Ich vermute, dass wir bei den Krankenkassen zu Beginn des Jahres 2025 im Mittel 0,5 bis 0,6 Prozent Beitragssteigerungen erleben werden, womöglich weitaus höher.“ Dann läge man im Mittel bei nahezu 17 Prozent.
Er sagt eindringlich: „Die ausschlaggebende Problematik ist, dass diese Fortentwicklung in der nächsten Zeit nicht umschlagen wird. Es sind zusätzliche kostspielige Gesetze in Vorbereitung und ohne Abhilfemaßnahmen werden die Ausgaben grenzenlos in die Höhe klettern.“
Als Folge würden dann jährliche Steigerungen der Beiträge zu erwarten sein. „Bis 2030 könnte der Durchschnitts-Beitragssatz vielleicht bei 20 Prozent landen. Wo soll das denn alles nur enden? Müssen die Leute demnächst 25 Prozent ihrer Einnahmen für ihre Krankenversicherung bezahlen?“, erklärte Baas der Zeitung.
Krankenkassen-Chef greift Spahn an – und fordert Lauterbach heraus
Gegenwärtig steht der generelle Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung bei 14,6 Prozent der Einkommen. Der kassenabhängige Zusatzbeitrag kommt noch obendrauf. Er beläuft sich 2024 nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bei im Mittel 1,7 Prozent. Die Problematik: Die Fehlbeträge der Krankenkassen (in Milliarden-Höhe) lassen die Beiträge in die Höhe klettern.
Aber warum ist das so? Ursache ist nicht allein die Demografie, betont Baas. In Richtung des früheren Gesundheitsministers Jens Spahn teilt er aus: „Seine Gesetze waren in der Gesamtheit erheblich kostspieliger als sie Nutzen brachten.“ Der gegenwärtige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) müsse jetzt eindringlich die Kosten im Gesundheitswesen geregelt kriegen.
„Politik kann nicht unaufhörlich Gesetze auf den Weg bringen, die zu steigenden Kosten führen“, so der TK-Chef bereits im August gegenüber des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). „Es muss schließlich wieder in den Vordergrung gerückt werden, wie wir die kletternden Ausgaben geregelt bekommen.“
Beiträge der Krankenkassen 2025: Im Herbst erste Vorhersage
Momentan werde eine „extrem schwungvolle Entwicklung der Kosten in der Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)“ sichtbar, vermeldete das Bundesgesundheitsministerium auf eine Befragung.
In welchem Umfang diese mit Erhöhungen der Zusatzbeitragssätze zusammenhängen würden, sei dagegen frühestens im Herbst auf Grundlage der GKV–Schätzerkreisvorhersage einschätzbar.
Der GKV-Schätzerkreis ist zusammengesetzt aus Spezialisten des Gesundheitsministeriums, des Bundesamts für Soziale Sicherung und des GKV-Spitzenverbandes. Jeweils im Oktober prognostiziert er die Ausgaben und Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung.
Auf Grundlage der Prognose definiert das Gesundheitsministerium anschließend den mittleren Zusatzbeitrag für das kommende Jahr. Das Ministerium erklärte weiterhin, die wirtschaftliche Lage der gesetzlichen Krankenversicherung „zielsicher im Fokus“ zu haben.
Es werde pausenlos daran gearbeitet, „die gemeinschaftliche Bezahlung von medizinischen Versorgungsleistungen auf bestmöglichem Stand auch zukünftig ausdauernd und robust bezahlbar zu erhalten“.
Diesbezüglich werde ständig an der Realisierung unterschiedlicher Reformvorhaben gearbeitet, „welche die Leistungsfähigkeit der Versorgung dauerhaft stabilisieren sollen“.
Beispielsweise wurden etwa Projekte zur erweiterten Digitalisierung und zur Reformierung der Kapazitäten in den Krankenhäusern genannt. Diese sollen letztendlich „dauerhaft zu einer verbesserten Nutzen-Kosten-Beziehung“ führen.
(Mit Angaben www.merkur.de/20.08.2024 und AFP-Material)